Wasserkraft in NRW - Bestand sichern und Potenziale naturverträglich nutzen

Eine neue Landesstudie zeigt ungenutzte Potenziale der Wasserkraft in NRW. Erneuerbare-Energien-Verbände fordern die Nutzung und den umweltverträglichen Ausbau an den Gewässern zwischen Eifelrur und Weser. Aufgrund ihrer dezentralen und verbrauchernahen Einspeisung könnten kleine Wasserkraftanlagen zur Stabilität des Stromnetzes beitragen.

Düsseldorf, 21. April 2017 – Die Ergebnisse einer gestern vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) veröffentlichten Potenzialstudie zur Nutzung der Wasserkraft zeigen, dass zwischen Eifelrur und Weser insgesamt noch ein realistisches Ausbaupotenzial von rund 24 Megawatt (MW) vorhanden ist. Mit der erzeugten Strommenge aus diesem Potenzial könnten etwa 35.000 Haushalte pro Jahr mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden. Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) und die beiden nordrhein-westfälischen Wasserkraftverbände AGW NRW (Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke NRW) und IGW NRW (Interessengemeinschaft Wassernutzung NRW) fordern daher, dass neben einem Erhalt der bestehenden Wasserkraftstandorte die ungenutzten Potenziale durch Optimierung bestehender Anlagen sowie Errichtung moderner Wasserkraftwerke an neuen Standorten gehoben werden. Gleichzeitig betonen sie jedoch, dass die Umsetzung von Projekten nicht durch immer weitergehende Auflagen unnötig in die Länge gezogen oder gar unmöglich gemacht werden dürfen.

 

Reiner Priggen, Vorsitzender des LEE NRW, sagte zu den Ergebnissen der Studie: „Die Wasserkraft ist für die Energiewende nicht wegen ihrer Leistungskapazität, sondern ihrer dezentralen Einspeisung in das Stromnetz von Bedeutung. Gerade kleine Wasserkraftwerke können eine bedeutende Rolle für die Stabilität des Stromnetzes übernehmen, da sie an sehr vielen Stellen des Stromnetzes nahe bei den Verbrauchern stetig und zuverlässig Strom einspeisen.“ Ergänzend erläuterte Priggen, dass die Wasserkraft im flexiblen Energiesystem der Zukunft somit ein wichtiger Bestandteil sei und optimal den Verbund der Erneuerbaren Energien ergänze.

 

Angesichts der Veröffentlichung der Studie betonte Philipp Hawlitzky, Geschäftsführer der AGW NRW und IGW NRW: „Die Erfordernisse der Gewässerökologie und des Fischschutzes wurden in der Potenzialstudie umfassend berücksichtigt. Mit innovativen Techniken kann in Verbindung mit modernen Fischtreppen nicht nur erneuerbarer Strom produziert, sondern auch die ökologische Durchgängigkeit an den Staustufen verbessert werden. Energieerzeugung und Gewässerökologie lassen sich somit in Einklang bringen. Die Wasserkraftpotenziale an den Gewässern NRWs sollten also genutzt und umweltverträglich ausgebaut werden.“

 

Im Rahmen der LANUV-Untersuchung wurden neben der Analyse des derzeitigen Bestandes an Wasserkraftanlagen die ungenutzten Potenziale an bestehenden Querbauwerken und Talsperren in NRW sowie das Repowering-Potenzial an bereits vorhandenen Standorten untersucht. Dabei wurde zunächst an rund 530 Standorten ein ungenutztes technisch-theoretisches Leistungspotenzial von 42 MW ermittelt. Nach Berücksichtigung umfassender ökologischer und wirtschaftlicher Kriterien kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass in Nordrhein-Westfalen an ca. 120 Standorten noch ein Leistungspotenzial von bis zu 24 MW tatsächlich erschlossen werden kann. Darüber hinaus können der öffentlichen Hand enorme Kosten abgenommen werden, indem die Betreiber der Wasserkraftwerke mit privaten Investitionen die Fischdurchgängigkeit an diesen Standorten herstellen.

 

Die Studie des LANUV finden Sie hier.